Seilbahn Honnef - Rolandseck
1945 – Seilbahn von Honnef nach Rolandseck
Als im Jahre 1945 die Westfront sich immer schneller dem Rhein näherte, wurde von Pionieren der deutschen Wehrmacht bei Honnef eine Seilbahn errichtet. Diese Bahn führte vom Honnefer Ufer über den Toten Arm zur Südspitze der Insel Grafenwerth. Hier überquerte sie dann den Hauptarm des Rheines, darauf den Südteil der Insel Nonnenwerth, um dann über den dritten Arm des Stromes hinüber zu reichen mit dem Endpunkt am Ufer von Rolandseck.
Das sind die Kindheitserinnerungen eines Achtjährigen. So habe ich es gesehen und erlebt, wobei der Zweck des Baues und der geschichtliche Hintergrund mir zu dem Zeitpunkt natürlich völlig unbewusst war.
Jahrzehnte später besuchte ich einen Vortrag des Geschichtsvereines Löwenburg in Bad Honnef. Er fand in der Gaststätte Altes Standesamt statt. Der Vortrag widmete sich der ehemaligen Drahtseilbahn, die Gestein aus den Bergen durch Rheinbreitbach hindurch zum Rhein brachte. Natürlich wurde in der folgenden Diskussion auch von dem gescheiterten Seilbahnprojekt hinauf zum Drachenfels bzw. der Löwenburg gesprochen. Als ich dann in diesem Zusammenhang die vom Militär erbaute Seilbahn erwähnte, konnte sich niemand daran erinnern. Niemand hatte jemals davon gehört. Herr Dr. Werber bot als Erklärung an, dass es damals zum Kriegsende hin keine Honnefer Volkszeitung gegeben hätte und somit das Wissen um eine solche Bahn verloren gegangen wäre.
Auch Herr Vreden kannte diese Bahn nicht. Dennoch, da sie ein Teil unseres regionalen, historischen Transportsystems darstellt, bat er mich, das zu Papier zu bringen, was mir bekannt ist - auch in der Hoffnung, dass sich eventuell Zeitzeugen melden würden, die diese Bahn noch gekannt haben mögen.
Gestern, am 9. Februar 2008, ging ich ans Honnefer Rheinufer, an den Toten Arm. Ich sah in meinen Erinnerungen die Bahn etwas nördlich vom Sägewerk Vreden. Das Sägewerk war verschwunden. Ich suchte den Hohlweg, eine schräge Ebene, durch die die im Wasser schwimmenden Baumstämme mittels einer Seilwinde zum höher gelegenen Sägewerk heraufgezogen wurden. Auch sie war verschwunden. Natürlich gab es auch die kleine Brücke nicht mehr, auf der der Leinpfad den Hohlweg überquerte.
Ich war enttäuscht. Ich folgte dem Leinpfad Richtung Süden bis zur Fähre. Dort kehrte ich um, ging immer am Ufer des Armes entlang bis ich direkt am Wasser einen Betonklotz entdeckte. Könnte dies eines der vermutlich vier Fundamente sein, die die Pfeiler der Seilbahn verankerten?
Beton ist ein Gemisch von Aggregat, Sand, Zement und Wasser. Aggregat besteht in der Flussebene des Rheines meistens aus Kieselsteinen, kann woanders aber auch aus Schotter bestehen. Vor mir lag jedoch ein Betonsockel, der Pflastersteine aus Blaubasalt als Aggregat beinhaltete. Weshalb die Pflastersteine? Weshalb nicht Kies, einer Mischung von Kieselsteinen und Sand verschiedener Körnungen, der hier direkt am Flussufer vorhanden war? Als Erklärung bietet sich an, dass der Gebrauch von Pflastersteinen? eine Notlösung darstellte. Die Basaltsteine waren direkt vor Ort vorhanden und zwar eingebettet in den gepflasterten Ladestraßen am dahinter liegenden Güterbahnhof. Zement war im Jahre 1945 Mangelware: um so größer das Aggregat, um so weniger Zement war erforderlich.
Ich überquerte den Arm und hoffte auf gleicher Stromhöhe ein ähnlich großes Fundament auf der Insel Grafenwerth zu finden. Ich durchstreifte die Südspitze der Insel und fand tatsächlich wieder auf gleicher Höhe wie am Honnefer Ufer, direkt am Hauptarme des Stromes, ein Fundament gleicher Dimension. Es ist unterspült und nach 53 Jahren von Hitze und Kälte, Wind und Regen, von Hochwasser und Erdbeben (ja, Erdbeben!) in mehrere Teile zerfallen. Das Fundament, diesmal mit Kies, ist leicht zu finden. Es liegt direkt am Stromkilometer 640,7, etwas südlich der noch bestehenden Terrasse des ehemaligen Inselrestaurants.
Peter Kreuser, ehemaliger Honnefer
Mitglied des Heimatvereins Oberdollendorf und Römlinghoven e.V.
heute: Gateau (Quebeck/Kanada)
Im Februar 2008