General-Anzeiger vom 11. Januar 2005

Der Laacher See ist nichts gegen den Rotter See

Sonderausstellung im Brückenhofmuseum vermittelt viel Wissenswertes über die Entstehungsgeschichte

Von Dagny Schwarz

OBERDOLLENDORF. „Wir wollen vorführen, was hier in Ihrer Heimat zu sehen ist", sagt Georg Heumann vom Institut für Paläontologie der Universität Bonn. Mit der Sonderausstellung „Schätze rund ums Siebengebirge: Fossilien – Gesteine - Mineralien" zeigt das Museum Brückenhof in Oberdollendorf Heimatgeschichte der etwas anderen Art.

MikroskopierenGemeinsam mit dem Institut für Paläontologie, dem Stadtmuseum Siegburg sowie den Sammlern Ronald Skorczyk, Rudolf Thomas und Hans Baumert wurden die Exponate zusammengestellt. So sind im Erdgeschoss Mineralien aus aller Welt zu sehen, im ersten Stock Fossilien aus Rott, Funde vom Bau der ICE-Strecke im Siebengebirge sowie Rheingerölle und Nachbildungen der Knochen des „Oberkasseler Menschen".

An jedem zweiten Sonntag im Monat erklären Fachleute die Ausstellungsstücke und beantworten Fragen. So erläuterte auch Georg Heumann den Besuchern die von seinem Institut zur Verfügung gestellten Exponate und ließ Kinder fossile Blätter im Mikroskop einmal ganz genau anschauen. „Kinder stellen ganz tolle Fragen", findet er. Er zeigte Fossilien aus Rott und Umgebung. Dort befand sich vor 20 Millionen Jahren ein riesiger See, der durch das Einstürzen einer Magmakammer entstanden war. „Der Laacher See ist nichts dagegen", zog Heumann als Vergleich heran. Über 700 Insektenarten, 500 Pflanzen und etwa 40 Wirbeltierarten wurden in Rott gefunden.

Dabei ist bereits der kleine Ausschnitt, den die Ausstellung zeigt, beeindruckend:
beispielsweise eine Kopie der unter Fachleuten weltberühmten „Honigbiene von Rott". Sie war bis vor einigen Jahren das älteste Zeugnis der Existenz von Honigbienen und sieht fast genauso aus wie heutige Bienen. Rippen und Hüftgelenk eines Nashorns, Knochenplatten von Krokodilen sind zu sehen - alles Tiere, die damals in unseren Breiten lebten. So auch das Moschustier, ein Verwandter des Hirsches, das heute ausgestorben ist. Es wurde 1847 zum ersten Mal von Professor Goldfuss beschrieben, nach dem das paläontologische Institut in Bonn benannt ist. Zu sehen sind im Brückenhof auch alte Lithographien von fossilen Fundstücken. Bei den Pflanzen in der Ausstellung hat sich Heumann auf Früchte und Samen konzentriert. Dabei hatte er das Glück, aus dem botanischen Garten der Universität heute lebende Vergleichsobjekte zu bekommen.

FossilieInsgesamt sei die Region durch die ehemals hohe vulkanische Aktivität auf kleinstem Raum und die Freilegung tieferer Schichten durch Erosion über Jahrmillionen sowie später durch den Bergbau für Wissenschaftler sehr interessant, erklärte Heumann. Reste von Muscheln, Schnecken und Pflanzen und vielem mehr von der ICE-Trasse in Aegidienberg, wo Wissenschaftler insgesamt mehr als 10 000 Fossilien entdeckten, von denen 3 000 geborgen und dokumentiert wurden, Opal- und andere Einschlüsse unter anderem vom Großen Oelberg und Weilberg und Erläuterungen zu ihrer Entstehung werden in einem weiteren Raum präsentiert. Der dritte Ausstellungsraum zeigt, welche Steine und Mineralien der Rhein mit sich führt und wo sie herkommen. Ein versteinerter Mammutzahn sowie die Nachbildung der Knochen der beiden 1914 in Oberkassel gefundenen menschlichen Skelette, die heute 14 000 Jahre alt sind, sowie Mineralien aus Rheinbreitbach kommen hinzu.

Vor allem aber bietet der Brückenhof eines: eine persönliche Atmosphäre. Im Gegensatz zu großen Museen und Führungen wird hier auf jede Frage genau eingegangen. Gerne geben die Experten auch Tipps, wo und wie man selbst fündig werden kann, ob am Rheinufer, in Kiesgruben oder auch im eigenen Garten.